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Stellungnahme zum sog. "Fan-Ethik-Kodex", 17.01.2008

Der Fan-Ethik-Kodex kann auf dieser Seite abgerufen werden. Im Januar 2008 haben wir eine Stellungnahme veröffentlicht, warum wir den Fan-Ethik-Kodex nicht unterschrieben haben. Diese Stellungnahme hat nach wie vor Gültigkeit.

Sehr geehrte Damen und Herren,

im folgenden wollen wir, das heißt der Fanclub „Becks Pistols Koblenz", zu dem von Ihnen uns zugesandten „Fan-Ethik-Kodex“ Stellung nehmen. Um unsere Einstellung und, daraus resultierend, unsere Haltung gegenüber dem Kodex deutlich zu machen, wollen wir die dort aufgeführten Punkte durchgehen und kommentieren, wobei wir auf die für uns problematischsten Punkte am Schluss näher eingehen werden.

Zu 2.) Wir haben Diskriminierung und von uns ausgehende, nicht der Notwehr dienende Gewalt immer abgelehnt, tun dies noch heute und werden dies auch zukünftig tun. Wir haben uns auf unserer Homepage dementsprechend geäußert und leben dies im Auftreten als Fanclub auch vor. Rassismus und andere Diskriminierungsformen lehnen wir ab und werden von uns schon seit jeher nicht akzeptiert.

Zu 2.1) Dieser Punkt stellte für unseren Fanclub immer eine Selbstverständlichkeit dar und wird es auch immer tun!

Zu 2.2) Wie bereits erwähnt wird von Seiten unseres Fanclubs keine nicht der Notwehr dienende Gewalt ausgehen bzw. Gewalt gesucht werden. Soweit dies möglich ist, werden wir auch innerhalb des Fanclubs dementsprechend auf die Mitglieder einwirken, wenngleich dies bei uns bisher weder ein bestimmendes Thema war noch bis heute irgendwann nötig gewesen wäre. Wir lehnen es jedoch ab, pauschal für andere, uns unbekannte Personen (und dies gilt für die sehr große Mehrheit der Fans von Werder Bremen) Verantwortung zu übernehmen und uns zu verpflichten, uns dementsprechend einzusetzen.

Zu 3.) Wir müssen die für das Stadion geltenden Regeln annehmen, dazu verpflichtet uns ja bereits die jeweilige Hausordnung. Dennoch möchten wir hierbei darauf hinweisen, dass es in einer Vielzahl von Stadien eine ganze Reihe von unserer Ansicht nach überzogenen Einschränkungen gibt, welche uns in unserem Ausleben als Fans immer wieder einschränken (Verbot von gewissen Materialien, Verbot von Fahnen, eingeschränkte Möglichkeit der Meinungsfreiheit durch Verbot von Plakaten, Verbot von Megaphonen,etc.). Da wir ein Fanclub sind, der wenig eigenes Material mit in die Stadien nimmt, haben wir nur bedingt Berührungspunkte damit. Dennoch sehen wir das Problem sehr oft, nahezu bei jedem Spiel, wenn den in dieser Richtung aktiven Fans leider immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. Hier gilt es, von Seiten der Vereine auch mal auf die Fans zuzugehen und sich Gedanken zu machen, welche Einschränkungen wirklich sinnvoll sind und auf welche man verzichten könnte (und dann auch sollte). Durch eine nachvollziehbare und sinnvolle Hausordnung, welche dem Fan auch Freiheiten einräumt, könnte von Seiten der Vereine unserer Ansicht nach eher eine Einhaltung der im Stadion geltenden Regeln erreicht werden, als über bloße Willensbekundungen, wie sie die Unterschrift unter den vorliegenden Kodex darstellen würde.

Zu 4.) Dieser Punkt war uns bereits bekannt, wenngleich wir bei diesem Punkt eine nähere Prüfung der Einzelfälle für sinnvoll und wünschenswert, wenn nicht gar dringend erforderlich halten würden (Recht auf Anhörung und ggf. der Bewährung bei solchen für Fans sehr drastischen Maßnahmen, ähnlich dem ansonsten in diesem Land geltenden Rechtssystem).

Neben den bereits angesprochenen Problemen, welche wir mit dem Kodex haben, möchten wir in der Folge die für uns entscheidenden Punkte ansprechen, welche uns nach eingehender Diskussion einstimmig zu dem Schluss kommen ließen, den Kodex nicht zu unterschreiben.

Zum einen empfinden wir Punkt 1 als problematisch. Dies liegt keinesfalls daran, dass wir ein Problem mit Respekt gegenüber anderen Fans etc hätten. Gerade wir, als Fanclub aus dem Rheinland, haben bei unseren Fahrten zu Heim- und Auswärtsspielen in den 13 Jahren unseres Bestehens immer wieder Kontakt zu anderen Fans gehabt. Der Umgang von unserer Seite aus war hierbei immer von dem Respekt geprägt, dem wir allgemein jedem Menschen, auch außerhalb des Fußballs, entgegen bringen. Hier kam es bisher nie zu Problemen. Nun scheint aber unsere Definition von Respekt leider nicht immer mit der der Vereinsführung überein zu stimmen. So halten wir das verbale Angehen von gegnerischen Fans, Spielern oder des Schiedsrichters für einen Teil des Phänomens Fußball. Wir halten entsprechendes von Seiten der Gegner ebenfalls nicht für respektlos. Es ist lediglich ein Zeichen des „Wettkampfs der Ränge“, wenn man so will. Sollte diese Form des Auslebens der Emotionen, wie es ja bereits mehrfach der Fall war (Konfiszieren von gegen den HSV gerichteten Doppelhaltern, Verbot entsprechender Spruchbänder…) zunehmend eingeschränkt werden, so entspricht das weder unserem Bild von Fußball und der damit verbundenen Emotionen, noch entspricht es unserer Vorstellung von Respekt gegenüber anderen. Allgemein ist uns der Begriff „Respekt“ in diesem Zusammenhang zu schwammig, als das wir diesen Punkt ohne weiteres unterschreiben könnten.

Darüber hinaus haben wir ein tiefer gehendes, grundsätzliches Problem mit dem vorliegenden Kodex. Wir empfinden es als nicht nachvollziehbar, warum wir, als ein Fanclub, der seit 1995 (einzelne sogar noch länger) gemeinsam zum Fußball fährt und welcher in dieser ganzen Zeit nie durch Gewalt oder Diskriminierung aufgefallen ist, plötzlich eine entsprechende Selbstverpflichtung unterschreiben müssen. Darüber hinaus wird uns, falls wir dies nicht tun, mit dem Entzug von „Vergünstigungen“ gedroht (was effektiv dazu führen würde, das diejenigen, die den Kodex nicht unterschreiben, bei stark nachgefragten Spielen nicht berücksichtigt werden). Wir halten diesen Umgang mit Fans (nicht nur mit uns), die eine Unmenge an Zeit, Geld und Emotionen in diesen Verein investiert haben und weiterhin Woche für Woche investieren (und dies auch in schlechten Zeiten), für alles andere als glücklich. Generell hätten wir uns ein höheres Maß an Grundvertrauen in die Gesamtheit der Fans gewünscht. Der Umgang sollte von beiderseitigem Dialog geprägt sein. Erschwerend kommt hier dazu, dass von Seiten des Fanbeauftragten diejenigen, welche dem Kodex kritisch gegenüberstehen (also auch unser Fanclub) im „Werder-Magazin“ (Nr.217 vom 15.12.2007 S. 50) in die Nähe von Gewalttätern und Rassisten gesetzt werden. (Zitat:“ Wer das tut, steht nicht hinter der freiwilligen Erklärung gegen Rassismus, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung im Fußball-eine selbst gewählte Isolation im Fußball“). Gerade diese Vorgänge halten wir als Fanclub, der sich in seiner Gesamtheit zwar als unpolitisch, aber klar antirassistisch definiert, für untragbar. Hier wurde die Kritik generell in eine Richtung gedrückt, in die sie eindeutig nicht hingehört. Wir können nur hoffen, dass es sich hierbei um eine unglückliche Formulierung handelt, welche in angemessener Form wieder klargestellt wird, und nicht um eine gezielte Erhöhung des Drucks auf diejenigen, die dem Kodex (oder auch anderen Entscheidungen) gegenüber kritisch eingestellt sind.

Zusammenfassend hoffen wir, nachvollziehbar gemacht zu haben, warum wir den Kodex nicht unterschreiben werden. Trotzdem hoffen wir, dass es zukünftig wieder zu einem durch Vertrauen geprägten Dialog zwischen den Fans und den Verantwortlichen des Vereins kommen wird, welcher nicht solcher Dinge wie eines Kodex bedarf. Es scheint ein langer Weg dorthin zu sein, jedoch würde dies Werder Bremen wieder zu dem machen, was er für einen Großteil von uns war, aber leider immer weniger wird…

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